Überbrückungshilfen verlängert – HDE fordert Anpassungen

Der Handelsverband Deutschland (HDE) bewertet die geplante Verlängerung der Corona-Überbrückungshilfen grundsätzlich positiv, mahnt jedoch Anpassungen bei den Hilfen an. In ihrer aktuellen Ausgestaltung gehen die Corona-Hilfen aus Sicht des HDE an der Lebensrealität vieler Handelsunternehmen vorbei. Insbesondere bei den Antragsvoraussetzungen und der Art der Abrechnung bestehe weiterhin dringender Handlungsbedarf.

„Die Verlängerung der Überbrückungshilfen ist ein wichtiges Signal an alle Händlerinnen und Händler. Jetzt müssen die seit Langem notwendigen Anpassungen der Hilfen folgen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Zugangshürden zu den Überbrückungshilfen seien nach wie vor zu hoch. Nicht erst Umsatzeinbußen von 30 Prozent seien eine Gefahr für Handelsunternehmen. In finanzielle Schieflage gerieten sie aufgrund oftmals niedriger Margen weitaus früher. „Die aktuelle Umsatzschwelle ist vollkommen realitätsfern. Die Überbrückungshilfen greifen viel zu spät“, so Genth weiter.

Der HDE erneuert zudem seine Forderung nach einer taggenauen Abrechnung bei der Angabe der Umsatzverluste. Bislang erhalten Unternehmen nur für die Kalendermonate Hilfen, in denen sie die Verlustgrenze von 30 Prozent für den gesamten Monat nachweisen können. Angesichts auch in kurzen Abständen wechselnder Corona-Maßnahmen ist nach Auffassung des HDE eine taggenaue Abrechnung der Hilfen angebracht. Die Verlängerung der Überbrückungshilfen darf nur ein erster Schritt sein. So wie sie derzeit ausgestaltet sind, begegnen sie nicht den pandemiebedingten Herausforderungen der krisengeschüttelten Handelsunternehmen.

 

Investitionsprogramm für Neustart aus Corona-Krise

Nach dem Beschluss der letzten Bund-Länder-Runde zur Abschaffung der Zugangsbeschränkungen im Einzelhandel fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) eine Investitions- und Innovationsoffensive der Bundesregierung für einen kraftvollen Neustart aus der Corona-Krise. Die von der Ampelkoalition geforderte Transformation der Wirtschaft muss durch gezielte Fördermaßnahmen zur Digitalisierung und für den Handelsstandort Innenstadt sowie durch bessere Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung im Einzelhandel und die Aufwertung der beruflichen Bildung zur Zukunftssicherung der Branche begleitet werden.

„Viele Einzelhändler haben in der Corona-Krise ihre finanziellen Rücklagen aufgebraucht, um trotz Lockdowns und Zugangsbeschränkungen irgendwie über die Runden zu kommen. In der Folge sind jetzt insbesondere viele mittelständische Handelsunternehmen nicht mehr in der Lage, in ihre Zukunft zu investieren. Da muss die Bundesregierung mit einspringen, um zu verhindern, dass diese unverschuldet in Not geratenen Händler abgehängt werden“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Mit den richtigen Fördermaßnahmen bestehe die Chance, mit Schwung aus der Krise zu kommen.

Ein Schwerpunkt muss dabei nach den Vorstellungen des HDE auf der Digitalisierung liegen. Bereits seit längerem fordert der Verband einen Digitalisierungsfonds in Höhe von 100 Millionen Euro, um den inhabergeführten Einzelhandel bei entsprechenden Zukunftsinvestitionen zu unterstützen. Bestehende Förderprojekte reichten hier nicht aus. Ein zweiter wichtiger Dreh- und Angelpunkt ist eine umfassende Innenstadtoffensive, um den Handelsstandort Nummer eins zukunftsfest zu machen. Dabei geht es insbesondere um ein Sonderprogramm zur Innenstadtentwicklung mit jährlich mindestens 500 Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren. So sollen gemeinschaftliche innovative Konzepte, städtebauliche Aufwertungen sowie kleinteilige Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung und Modernisierung bestehender und neuer Ladengeschäfte, Gastronomie-, Kultur-, Bildungs-, Freizeit-und Sozialeinrichtungen gefördert werden.

Zudem setzt sich der HDE für die Einführung von Sonderabschreibungen für Investitionen in Innenstädten und die Einrichtung einer Bundesstiftung Allianz für Innenstädte unter Federführung des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen ein. Und auch bei vielen Klimaschutzvorgaben sieht der HDE die Notwendigkeit von Anpassungen bei Förderprogrammen und Vereinfachungen bei den hochkomplexen Regulierungen. „Es ist höchste Zeit, die EEG-Umlage abzuschaffen, die ungerechten und hochkomplizierten Vorgaben bremsen den Ausbau erneuerbarer Energien im Einzelhandel“, so Genth. Mehr Schwung wünscht sich der Handelsverband bei der Aufwertung der Ausbildungsberufe und fordert die baldige Umsetzung der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Maßnahmen sowie die enge Einbeziehung des Handels. Genth: „Wie der Einzelhandel die Corona-Krise wegstecken kann, entscheidet sich in den kommenden Wochen und Monaten. Die Bundesregierung hat es mit den notwendigen Investitionen in der Hand, die geforderte Transformation der Wirtschaft in eine positive Richtung zu drehen.“