Stationärer Sportfachhandel hat in Deutschland und Europa weiterhin Zukunft, wenn er seinen Kunden multimediale Einkaufserlebnisse bietet

 Spezialisten, Generalisten und E-Commerce setzen dabei auf neue Retail Formate und verbinden über gemeinsame Erlebnisse auf der Fläche und außerhalb Handel und Verbraucher

Touchpoints müssen generiert werden, die Persönlichkeit sowie Expertise zugleich vermitteln und damit neuen Human Touch im Sportgeschäft der Zukunft zu schaffen

Der Sportfachhandel hat es auch 2019 geschafft wieder on Top im deutschen Einzelhandel zu bleiben. Dabei stiegen die Umsätze der vom vds erfassten Sportfachgeschäfte in Deutschland, von rund 7,752 Milliarden Euro im Eventjahr 2018, auf nahezu 8 Milliarden Euro im Nicht Event Jahr 2019. Damit übertrafen sie den zu Beginn des Jahres 2019, auf der Weltmesse ISPO Munich vorausgesagten zwei prozentigen Umsatzzuwachs um mehr als eineinhalb Prozent.

Der deutsche Sportfachhandel setzt mit diesen Marktzahlen erneut ein starkes Zeichen und das er in der Lage ist, sich weiter den vielfältigen Herausforderungen am Markt zu stellen, die im Bereich digitale Transformation unter der Überschrift Einzelhandel 4.0.zusammengefaßt werden.

Der Handel geht deshalb wieder mit seinem schon sprichwörtlich gewordenen Branchenoptimismus ins Jahr 2020 – mit der Fußball Europameisterschaft und den Olympischen Spielen in Tokio ein großes Eventjahr. Es wird sicher im Fußballbereich weitere neue Umsatzimpulse geben, für die mehrheitlich die junge Generation verantwortlich sein wird. Im Fanbereich erwartet man zweistellige Umsatzsteigerungen bei den DFB- Trikots. Besonders dann, wenn es der deutschen Nationalmannschaft gelingt, bei der Europameisterschaft 2020, die zu ihrem 60. Geburtstag zum ersten Mal in ganz Europa ausgetragen wird, wieder die „Bella Figura“ zu machen, die man von ihr nach dem WM Debakel 2018 erwartet.

Die Abverkaufszahlen des deutschen Sportfachhandels im Jahr 2019 waren zu Beginn des Jahres von einem schneereichen Januar geprägt und von einem starken Start in die Herbst-Winter-Saison im Oktober und November.

Zur ISPO Munich 2020 meldeten für diesen Zeitraum die 1 452 Geschäfte der im Intersport-Verbund zusammengeschlossen deutschen Sportfachhändler und vds-Mitglieder eine Steigerung des VK-Umsatzes um 3 Prozent auf 2,94 Mrd Euro.

Die 1.027 angeschlossenen Sportfachhändler der Verbundgruppe Sport 2000 und vds-Mitglieder setzten 2,26 Mrd. Euro um – erzielten dabei ein Plus von 3,7 Prozent  Nach einer Umsatzsteigerung von 11 Prozent in der Zentralregulierung im Jahr 2018, so meldete die Gruppe  gab es eine weitere Umsatzsteigerung in diesem Bereich von 12 Prozent im Jahr 2019.

In den einzelnen Warengruppen im deutschen Sportfachhandel erzielten Multisport/FitnessRunning 6,5 Prozent, Running 5,5 Prozent, Wintersport 5 Prozent und Teamsport mit 2 Prozent Umsatzsteigerung sehr gute Ergebnisse. Der größte Bereich Outdoor, der über ein Viertel aller Umsätze im Handel ausmacht notiert auf sehr hohem Niveau bei stabilen 1,5 Prozent Wachstum.

Umsatzzuwächse um 4 Prozent erzielte der Service- und Rentbereich. Racket Sport verbesserte sich um 8 Prozent während es Umsatzrückgänge bei Bade- und Beach Segment um 10 Prozent, bei Fun-Wheel um zwei und bei Sportsstyle um 10 Prozent gegeben hat.

Die Marktzahlen 2019, die der Verband deutscher Sportfachhandel auf Basis der Geschäftsentwicklung seiner Mitgliedsfirmen vorlegen kann, zeigen zusammen mit der Prognose einer weiteren positiven Verkaufsentwicklung im Eventjahr 2020, dass die mittelständisch geprägten Unternehmen mit ihren Marketingverbünden wie Intersport oder Sport 2000 ,an all ihren Standorten nach wie vor Deutschlands gefragteste Wellnessberater sind.

Einer Studie zufolge, die im Dezember 2019 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte über das Konsumverhalten sportbegeisterter Menschen ab 15 Jahren in Mitteleuropa durchgeführt wurde, hat sich, wie sich auch in den Geschäften der Verbandsmitglieder zeigt, in den letzten zwei Jahren kaum gewandelt.

So kauft die Mehrheit (60%) der sportinteressierten Menschen nach wie vor bevorzugt, zu 60 Prozent, im stationären Handel ein. Rund 25-40 Prozent nutzen Online Shops, um neue Sportartikel zu kaufen. Dabei werden in Deutschland rund 600 bis 650 Euro jährlich pro Kopf investiert.

Positiv bewertet wird die in der Umfrage zunehmende Bereitschaft der Kunden für nachhaltig produzierte und umweltfreundliche Produkte mehr Geld auszugeben. Hier ermittelten die Marktforscher in ihrer Befragung in ganz Mitteleuropa das mehr als die Hälfte der befragten Kundeinnen und Kunden für ein qualitativ gleichwertiges, aber nachhaltiges Produkt zwischen 8 bis 20 Euro mehr zu bezahlen.

Die Experten der Deloitte Studie, die auf der ISPO Munich 2020 ermittelten im Rahmen ihrer Arbeit auch die beliebtesten Sportarten. In fast allen zentraleuropäischen Ländern liegt Schwimmen an erster Stelle, gefolgt von Running, Fitness, Fußball und Wandern. Das gleiche gilt auch für Deutschland wobei es Fußball interessanterweise nicht aufs Podest der fünf beliebtesten Sportarten geschafft hat.

Der auf Grund der Digitalisierung befürchtete Beratungsklau im stationären Sportfachhandel ist laut Aussage der Marktforscher weitgehend unbegründet. Hauptargument für die Kaufentscheidung beziehungsweise dem Wechsel zwischen stationären und digitalen Handel ist in erster Linie der Preis. Denn fast jeder Kunde, der sich beim Kauf von Sportartikeln im Ladengeschäft informiert und beraten lässt, schließt den Kauf auch vor Ort ab. Gerade einmal acht Prozent jener, die bevorzugt online kaufen, lassen sich im Geschäft beraten und bestellen dann das gewünschte Produkt online.

Auffällig ist, dass pro Kopf im stationären Handel mit 668 Euro durchschnittlich mehr Geld ausgegeben wird als mit 632 Euro in Onlineshops. Wird digital eingekauft, dann bevorzugt über den Computer (81%) und zumeist von weiblichen Kunden (53%), während im stationären Handel die Männer (51%) überwiegen.

Seine starke Marktposition will der stationäre Sportfachhandel auch in Zukunft in Verbindung mit seinem Berufsverband vds und mit seinen weiterentwickelten, verbesserten Omnichannel-Konzepten am Markt halten bzw. weiter ausbauen. Dazu nutzt er im verstärkten Maß die Beratungsmöglichkeiten, die er auf der ISPO Digitize ebenso findet wie im Portfolio seines Berufsverbands.

Das gilt besonders im Wettbewerb mit den E-Commerce-Riesen wie Amazon oder Zalando und mit den Digitalangeboten der weltweit größten Handelspartner aus Sportartikelindustrie.

Dabei will der Sportfachhandel den sich abzeichnenden Klimawandel auf zweierlei Art in seinen Marketingbemühungen begegnen. Zum einem mit dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit, einem Megatrend in der Gesellschaft von heute, der, wie die ISPO Munich 2020 deutlich zeigte, auch die Sportbranche immer mehr erfasst, und damit verbunden auf den Absatzfocus Ganzjahressport.

Vor allem im Textilbereich werden von Herstellern und Handel gemeinsam neue Wege beschritten. Die Outdoorindustrie, die dank innovativer Technologien klassische Outdoor Bekleidung hochfunktional und dabei ökologisch nachhaltig entwickelt und produziert ist Vorreiter in der Branche.

Den anhaltenden Fitnesstrend der seit vielen Jahren durch den aktiven Einsatz der Sportfachhändler als den geborenen Wellnessberatern vor Ort und in den Regionen weiter befördert wird, zeigte sich auch bei der ISPO 2020, die Gesundheit erfolgreich zu einem zentralen Messethema gemacht hat. Fitness steht dabei als Synonym für Gesundheit, wodurch der Sport noch breiter ins Alltagsleben eindringen und bestimmen wird, sowie für weitere gute Geschäfte des mittelständischen Sportfachhandels sorgt.

So zählt beispielsweise zu den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, denen sich auch der im vds zusammengeschlossene Sportfachhandel stellen muss, der globale Bewegungsmangel. Laufen, das seit Anfang der 1970er Jahre zu den beliebtesten Sportarten weltweit zählt, kann hier ein starkes Gegengewicht sein. Freizeit- und Hobbyläufer dominieren den Markt, der immer neue Marken und weitere Innovationen hervorbringt. Über die aktuellen Fakten zum Laufschuhmarkt, die wesentlich den kommenden Umsatz bestimmen werden, konnten sich die vds-Mitglieder bei der ISPO Munich 2020 und dem dort stattfindenden 7. Runner‘s World Lauf Symposion informieren. Über 300 Teilnehmer begutachteten die neuen Laufschuhmodelle, die es auf dem Zukunftsmarkt des neuen Shoe Village der Messe zu sehen gab.

Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation bewegen sich fast 20 Prozent der 11- bis 17-Jährigen zu wenig. Deshalb müssen alle Teilnehmer am Laufschuhmarkt diese Zielgruppe dort abholen wo ihr Interesse liegt. Das sind bei jungen Menschen die digitalen Medien. Eine große Chance bietet hier eSports mit Top-Athleten, die Jugendlichen als sportliche Vorbilder dienen. Bei der ISPO Munich 2020 konnte man sich über dieses immer wichtiger werdende Marktthema, wie auch schon im vergangenen Jahr, ausführlich informieren, wovon das Fachpublikum regen Gebrauch machte.

Viele Fachgespräche auf der Weltmesse ISPO Munich 2020 waren vor diesem sportlichen Hintergrund auf allen Ebenen den Bemühungen des Fachhandels gewidmet, die Vorteile von stationärem und Onlinehandel

im Sinn von Omnichannel Konzepten weiter auszubauen, noch besser zu verzahnen und zu nutzen. Hier bieten vor allem schon große Fachhändler längst beides an: Die Beratung in der Filiale und den Onlineshop mit dem Versand am nächsten Tag

Der Fachhandel ist mit dem Blick auf den Onlinehandel weiterhin auf gutem Weg. Die Umstellung wird dadurch erschwert, dass immer mehr große Sportmarken dazu übergegangen sind ihre Produkte über eigene Onlineshops direkt zu verkaufen. Es sind deutliche Steigerungsraten zu spüren, die den klassischen Sportfachhandel zunehmend mehr dazu zwingen, alte und traditionelle Partnerschaften zwischen Markenindustrie und Fachhandel neu zu überdenken.

Interessant ist für den Sportfachhandel auch eine Studie, die Anfang 2020 im E-Commerce Journal veröffentlich worden ist. Ihr Ergebnis:

  • Mit digitalen Services wie WLAN können Händler für eine hohe Kundenzufriedenheit sorgen
  • Online Bonusprogramme und Echtzeitinformationen über den Warenbestand liegen hoch im Kurs bei den Konsumenten
  • Außerdem wünschen sich Kunden beim Einkauf im Geschäft mehr Informationen zu Herstellungsbedingungen einzelner Produkte.

Der Wunsch nach WLAN liegt im stationären Handel mit 40 Prozent aller Befragten weit vorn. Vor allem die Jüngeren würden gerne beim Einkaufen über WLAN im Internet surfen: 56 Prozent der 16- bis 20-Jährigen sagen dies und bei den über 65-Jährigen sind es immerhin noch 27 Prozent.

Da die Digitalisierung auch für den stationären Fachhandel und seinem Berufsverband das bestimmende Zukunftsthema ist und bleibt, können sich Ladengeschäfte nicht mehr allein auf ihre Tradition und ihre guten Namen verlassen. Integration digitaler Technologien ist ein Muss für die Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens. Den Kunden ein kostenloses und frei verfügbares WLAN anzubieten ist eine einfache und leicht umsetzbare Möglichkeit, um einen zusätzlichen digitalen Service anzubieten. Die Vorteile für Händler liegen auf der Hand: Der Kunde fühlt sich wohl und erhält deutlich mehr Informationen zu den Produkten. Gleichzeitig profitiert der Händler davon, dass der Kunde im Netz nach Inspirationen sucht und dadurch zum Kauf weiterer Produkte angeregt wird.

Bei einer Umfrage von Bitkom Research wurden im Oktober 2019 1087 Internet Nutzer ab 16 Jahre repräsentativ befragt: „Welche der folgenden Möglichkeiten würden sie sich beim Einkauf im Geschäft wünschen?“ Ergebnis:: 40 Prozent der Internetnutzer wünschen sich beim Shoppen WLAN im Geschäft, 37 Prozent Bonusprogramme auf dem Smartphone, 35 Prozent Echtzeit-Info über das Angebot im Geschäft, 30 Prozent Sonderangebote per App, 28 Prozent Transparenz per Tablett, Smartphone oder QR Code und 21 Prozent Navigations-App für das Geschäft.

Loyalitäts- und Bonusprogramme per Smartphone liegen bei den Befragten hoch im Kurs: 37 Prozent wollen so beim Einkaufen Punkte sammeln. Jeder Fünfte findet eine Navigations-App für das Geschäft praktisch, die den Kunden direkt zum gesuchten Produkt führt. 18 Prozent sprechen sich für automatisches Bezahlen beim Verlassen des Geschäfts per Smartphone aus und 11 Prozent würden im Sportfachgeschäft Virtual- oder Augmented Reality Brillen nutzen.

Der Zug der digitalen Transformation ist also schon in voller Fahrt und wir, der vds, möchten nicht, dass sie dem Zug hinterhersehen. Weshalb wir die zwei vds-Digital-Checks speziell für den Sporthandel entwickelte haben. Teilnehmer können unkompliziert testen, wie fit Ihr Business bzw. sie selbst für die Zukunft sind. Der eine ist der vds-Digital-Readiness-Check und dient zur allgemeinen Analyse aller relevanten Handlungsfelder wie Kauf und Kundenerlebnis, Verkauf und Service, Infrastruktur und Organisation. Im Anschluss an den Test werden konkrete Handlungsempfehlungen formuliert, die ein Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen. Und der zweite Check ist der vds-Digital-Fitness-Check, welcher das digitale Know-how und Können aber auch das Wollen von Mitarbeitern und Führungskräften erfasst. Digitale Fitness im Handel beschreibt das Vermögen von Mitarbeitern, sich leistungsfähig in die digitale Transformation einzubringen und den daraus resultierenden Belastungen standzuhalten.

Der vds findet, dass die Bestandsaufnahme der digitalen Fitness ein wichtiger Baustein in der wirksamen Gestaltung der digitalen Transformation und damit der Zukunft des Sportfachhandels ist.