Umsatzverluste trotz Click & Meet + Thema „Kleiderspenden“ + Vor nächstem Corona-Gipfel

 

Das Einkaufen mit Termin ist ein erster Schritt, aber keine dauerhafte Öffnungsstrategie. Die Lage bleibt angespannt.

Wie eine aktuelle HDE-Trendumfrage zeigt, verzeichneten Geschäfte mit Öffnung für Terminkunden oder für begrenzte Kundenzahlen geringere Umsatzverluste. Dennoch ergab sich auch in der Kalenderwoche 10 insgesamt ein deutliches Umsatzminus im Vergleich zum Vorjahr. Bei Händlern mit Click & Meet lagen die Umsätze 25% unter dem Vorjahresniveau, bei Händlern in der Innenstadt sogar 30%. Zu beachten ist auch, dass die Vorjahresumsätze im März 2020 auch vor dem ersten Lockdown bereits pandemiebedingt deutlich zurückgegangen waren. „Die zaghaften Öffnungsperspektiven bieten Händlern keinen Ausweg aus ihrer Existenznot. Sie sind ein Verlustgeschäft“, so der HDE.

Die aktuelle Öffnungsstrategie bietet dem Handel weder Planbarkeit noch Perspektive, sondern schaffe einen bundesweiten Flickenteppich. „Ein nachhaltiger Weg in die Öffnung funktioniert nur, wenn sich die Politik von den starren Inzidenzen löst, weitere Parameter wie die Auslastung der Intensivbetten und die höheren Testquoten berücksichtigt“. Das Robert-Koch-Institut bestätige, dass die Ansteckungsgefahr im Einzelhandel gering sei. Es sei daher an der Zeit für eine flächendeckende Öffnung des Einzelhandels bei Einhaltung strikter Hygiene- und Abstandskonzepte.

Laut HDE-Umfrage sehen sich insbesondere Händler in der Textilbranche weiterhin in ihrer Existenz bedroht. Knapp die Hälfte der befragten Bekleidungshändler gab an, ohne weitere staatliche Unterstützung noch in diesem Jahr schließen zu müssen. „Die Überbrückungshilfe ist ein wichtiger Rettungsanker, doch sie muss schnell fließen und die betroffenen Unternehmen angemessen auffangen. Zudem ist sie nicht geeignet, eine so lange Phase des Lockdowns zu überbrücken“. Der HDE fordert daher die Auszahlungsbeträge der Überbrückungshilfe für März zu verdoppeln. Es bestehe Handlungsbedarf, um Händlern und damit auch den Innenstädten eine Zukunftsperspektive zu geben.

 

Keine Umsatzsteuer bei Kleiderspenden

De bislang anfallende Umsatzsteuer auf Kleiderspenden ist passé. Das geht aus einem Beschluss von Bund und Ländern aus der vergangenen Woche hervor, wie Antje Tillmann, Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag für Finanzen in einer offiziellen Pressemitteilung bestätigt.

„Im Rahmen der Überbrückungshilfe III können Händler die Kosten für unverkäufliche Saisonware bei den Fixkosten geltend machen und so zu 90% erstattet bekommen. Wird die Ware für wohltätige Zwecke gespendet, können sie bei den Fixkosten zu 100 Prozent berücksichtigt werden“.

 

Vor dem nächsten Corona-Gipfel

Besonders Händler mit nach wie vor geschlossenen Geschäften stehen den Maßnahmen kritisch gegenüber. Sie bewerten die jüngsten Öffnungsschritte und die Regelungen in den Bundesländern mit der Note „ungenügend“. Auch bei Händlern mit Click & Meet kommen die aktuellen Maßnahmen nicht gut an. Sie schätzen die Öffnungsschritte und deren Umsetzung als „mangelhaft“ ein. „Das schlechte Zeugnis ist ein Weckruf an Bund und Länder. Es ist höchste Zeit für einen Strategiewechsel hin zu einer evidenzbasierten Öffnungsstrategie“, betont HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Dass akuter Handlungsbedarf besteht, verdeutlichen die Erwartungen der befragten Händler an den Bund-Länder-Gipfel. Rund 80 Prozent von ihnen fordern die vollständige Öffnung des Einzelhandels unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln. Hoffnung setzen sie auch in Impfungen, die laut 70 Prozent der Befragten schneller durchgeführt werden sollten. Gut die Hälfte der Händler erwartet von Bund und Ländern eine Anpassung der Wirtschaftshilfen unter Berücksichtigung eines Unternehmerlohns. Eine Verdopplung der Corona-Hilfen ist für mehr als 40 Prozent der Befragten wichtig. Die Fortsetzung der aktuellen Maßnahmen kann sich mit einem Zehntel nur ein Bruchteil der Händler vorstellen. „Unter Händlern herrscht Einigkeit. Wir müssen jetzt die flächendeckende Öffnung des Handels angehen und das Impftempo erhöhen. An den Entscheidungen am Montag hängen Existenzen“, warnt Genth. Er fordere Bund und Länder auf, ihre Öffnungsstrategie anzupassen. Weiterhin auf die ausschließlich inzidenzorientierte Schließung ganzer Branchen zu setzen, sei inakzeptabel. „Bewältigen können wir die Krise nur mit einer Öffnungs-strategie, die das Infektionsgeschehen ganzheitlich auf Grundlage aller relevanten Indikatoren beurteilt“, so Genth. Die höhere Testquote und die Auslastung der Intensivbetten seien unbedingt zu berücksichtigen.

Durch die ersten Öffnungsschritte der vergangenen Woche hätten viele Händler ein kleines Licht am Ende des Tunnels gesehen. Eine Rückkehr in den Lockdown würde ihnen die Perspektive rauben. Wie das Robert-Koch- Institut bestätige, sei das Ansteckungsrisiko beim Einkaufen gering. „In den vergangenen Monaten haben sich die Hygienekonzepte und Abstandsregelungen bewährt. Mit ihnen ist eine Öffnung aller Geschäfte schon heute bedenkenlos möglich. Die Händler brauchen eine Perspektive. Und die darf nicht von ihrem Bundesland oder allein der Inzidenzzahl abhängen“, so Genth weiter.

 

Bitte informieren Sie sich auch stets über die Regelungen in Ihrem Bundesland: LänderRegeln